Die Unterschiede zwischen Tempel und Schrein お寺と神社










Die Religionen Japans: Was sind die Unterschiede zwischen einem Shinto-Schrein und einem buddhistischen Tempel?
Shinto-Altäre in buddhistischen Tempeln, buddhistische Statuen in Shinto-Schreinen ... Die Kultstätten der beiden großen Religionen in Japan vermischen sich oft. Es ist jedoch gar nicht so schwer, ein Heiligtum von einem Tempel zu unterscheiden, wenn man ein paar architektonische Elemente kennt.
Shintoismus und Buddhismus in Japan: eine alte Liebesgeschichte
Der Unterschied zwischen Shintoismus und Buddhismus ist einfach, es sind zwei unterschiedliche Religionen.
Shintoismus (神道) bedeutet "der Weg der Götter" und ist ein polytheistisches System mit Tausenden von Kami genannten Gottheiten. Die Kami sind Gottheiten der Natur, zum Beispiel der Sonne, des Meeres oder auch des Reis.
Der Buddhismus hat seinen Ursprung in Indien und ist eine Religion, die auf der Lehre Buddhas und dem Streben basiert, Erleuchtung zu erlangen, indem der Kreislauf der Reinkarnationen durchbrochen wird. Im 6. Jahrhundert kam der Buddhismus aus China nach Japan, wo später die 3 Lehren des Zen-Buddhismus entstanden.
Lange Zeit entwickelten sich die beiden Religionen zusammen und wurden vermischt (Synkretismus). Die meisten Anbetungsorte behalten immer noch ihre alte verwirrende Mischung der Symbolik. Als reine Shinto-Schreine sind vor allem die Großschreine von Ise, der Yasukuni-jinja und der Meiji-jingu bekannt.
Das friedliche Zusammenleben endete, als Shinto in der Meiji-Ära (1868-1912) zur Staatsreligion ernannt wurde. Shinto-Schreine wurden „gereinigt“ und Buddhisten verfolgt sowie beschuldigt, einer fremden Religion zu huldigen. Heute sind deutlich differenzierte buddhistische Tempel zu sehen, obwohl viele Spuren des alten Synkretismus erhalten geblieben sind.
In der japanischen Sprache wird der buddhistische Tempel bezeichnet mit dem Wort dera (Kiyomizu-dera) oder erhält das Suffix - ji (Horyu-ji). Shinto - Schreine werden oft als jinja (Ujigami-jinja) oder sogar taisha (Fushimi Inari Taisha) bezeichnet oder verwenden das Suffix -jingu (Heian-jingu) bzw. - gu (Tosho-gu).
Merkmale eines Shinto-Schreins
Beim Betreten ist der Unterschied zwischen einem buddhistischen Tempel und einem Shinto-Schrein offensichtlich. Der Zugang zur Kultstätte ist im Shintoismus immer durch ein Torii, ein heiliges, meist rotes Tor gekennzeichnet, welches den Übergang von der profanen in die sakrale Welt, die Welt der Kami, begrenzt. Der Eingang und heilige Bäume oder Felsen sind oft auch mit einem Shimenawa (einem breiten Seil aus Reisstroh) umfasst.
Ebenfalls am Eingang befindet sich ein kleines Wasserbecken, mit einer Bambuskelle. Dies ist das Chôzuya, mit dem sich die Gläubigen Hände und Mund reinigen, um frei von jeglichen spirituellen Verunreinigungen zu sein.
Ein Shinto-Schrein besteht hauptsächlich aus zwei Gebäuden: dem Haiden, in dem Zeremonien und Rituale stattfinden, und dem Honden, einem geschlossenen Gebäude, das den Kami und den sie verkörpernden Objekten vorbehalten ist. Die beiden Gebäude sind manchmal miteinander verbunden und mit Giebeln gekrönt.
In der Einfriedung des Heiligtums sieht man oft kleine Holztafeln, die zu Dutzenden oder Hunderten aufgehängt sind: Dies sind die ema, Votivtafeln, auf denen die Gläubigen ihre Wünsche oder Gebete schreiben und an die örtlichen Kami senden.
Was bedeuten die Papierstreifen? Dies ist shide, in Zick-Zack-Form gefaltete Bänder aus Japanpapier. Diese Bänder stellen eine Verbindung zwischen der säkularen Welt und der Welt der Kami her.
Die Merkmale eines buddhistischen Tempels
Der buddhistische Tempel öffnet sich durch ein großes, oft braunes Tor mit einem Holzdach, dem Mon. Der Tempel beherbergt oft die Statuen der Schutzgottheiten Agyô und Ungyô oder der Schutzgottheiten der vier Himmelsrichtungen.
Ein buddhistischer Tempel besteht aus mehreren Gebäuden: dem Kondo, der Goldhalle, welche die Kultstatue enthält; dem Butsuden, einer Buddhahalle die Zen-Tempeln vorbehaltenist und Gebäude für die Lehre sowie Transkriptionen von Sutra-Rollen, Meditationsräumen usw. Der Tempel ist durch mehrere Türen zugänglich und der Komplex weist häufig auch Steinpagoden sowie Zen-Gärten auf.
Ein weiteres sehr leicht zu erkennendes Gebäude weist eindeutig darauf hin, dass es sich um einen buddhistischen Tempel handelt: die Pagode, eine Weiterentwicklung der indischen Stupa. Auf Japanisch heißt sie tô und hat drei bis fünf Stockwerke. Dennoch ist es aufgrund der Vermischung der beiden Religionen vor 1868 auch möglich, eine Pagode innerhalb der Umzäunung eines Shinto-Schreins zu finden, zum Beispiel im Itsukushima-jinja.
Statuen, die Buddha oder Bodhisattvas darstellen, sind ebenfalls sehr oft zu finden. Buddhistische Tempel sind oft mit einem Garten ausgestattet (ein Trockengarten im Falle des Zen-Buddhismus), wobei letzterer gewöhnlich von Steinlaternen, den Toro, beleuchtet wird.
Die zwei Religionen im Leben der Japaner
Der letzte Unterschied zwischen diesen beiden Religionen in Japan ist ihr Einfluss auf den Alltag der Gläubigen. Die Japaner gehen zu Shinto-Schreinen eher für Zeremonien, die mit den großen Lebensphasen (Geburt, Heirat) verbunden sind oder um mit Spenden und Glücksbringern für familiären oder persönlichen Wohlstand zu bitten (Prüfungen, finanzieller Erfolg, Liebe, Karriere ... usw.).
Buddhistische Tempel hingegen veranstalten oft Zeremonien im Zusammenhang mit der Beerdigung oder der persönlichen Frömmigkeit, um Erleuchtung zu erlangen.
Die überwiegende Mehrheit der Japaner wechselt mühelos und unbewusst zwischen beiden Religionen, praktiziert während des ganzen Lebens beide Religionen parallel und hat möglicherweise einen kleinen Shinto-Altar im Haus in der Nähe einer Buddha-Statue.